Wie TUI-Vertriebschefin Ilka Lauenroth in einem Pressegespräch in Frankfurt am Main erläuterte, erhalten Reisebüros künftig 10 Prozent Provision bereits ab einem Gesamtumsatz von 80.000 € (Quelle). Bislang musste fast das Doppelte, 150.000 €, erwirtschaftet werden. Diese Nachricht ließ die Reisebranche aufhorchen, und das aus gutem Grund.
Warum diese Änderung ein Game-Changer ist
Stell dir vor, du führst ein kleines Reisebüro. Bisher musstest du Reisen im Wert von 150.000 € verkaufen, um überhaupt die Grundprovision von 10 % zu erhalten. „80.000 € können durch 6.666 € im Monat, sprich im Schnitt durch 2,5 Buchungen erreicht werden”, rechnete Lauenroth vor.
Das bedeutet: Schon mit rund zwei Urlaubsbuchungen pro Monat erreichst du die magische 10-Prozent-Marke.
Die Rechnung dahinter
Die neue Regelung macht TUI deutlich attraktiver für kleinere Reisebüros. Bei einem durchschnittlichen Reisepreis von 2.500 € pro Buchung brauchst du nur noch 32 Buchungen im Jahr statt wie bisher 60 Buchungen. Das ist eine Halbierung der nötigen Verkäufe für denselben Provisionssatz.
Beispielrechnung:
- Jahresumsatz: 80.000 €
- Provision bei 10 %: 8.000 €
- Monatliches Provisionseinkommen: rund 667 €
Mehr als nur eine Zahl
Aus ihrer Sicht gebe es aktuell zahlreiche Reisebüros, die TUI nicht verkauften, da sie die 150.000 € nicht erreichten. Das solle sich nun ändern. Man hoffe, so mehrere hundert Partner erreichen zu können.
TUI hat erkannt, dass die bisherige Hürde zu hoch war und viele potenzielle Partner ausschloss.
Weniger ist mehr: Von 21 auf 12 Stufen
Das Modell wurde insgesamt deutlich verschlankt: Statt bislang 21 Stufen gibt es künftig nur noch 12. Diese Vereinfachung macht das Provisionsmodell übersichtlicher und transparenter. Reisebüros müssen nicht mehr durch ein Labyrinth von Umsatzstufen navigieren.
Umsatz (ab) | Prozentsatz |
---|---|
Bis 80.000 € | 7,5 % |
Ab 80.000 € | 10,0 % |
Ab 200.000 € | 10,2 % |
Ab 300.000 € | 10,4 % |
Ab 400.000 € | 10,6 % |
Ab 500.000 € | 10,9 % |
Ab 600.000 € | 11,2 % |
Ab 750.000 € | 11,5 % |
Ab 850.000 € | 11,75 % |
Ab 1.000.000 € | 12,0 % |
Ab 1.250.000 € | 12,25 % |
Ab 1.500.000 € | 12,5 % |
Das steckt strategisch dahinter
Die drastische Senkung der Provisionshürde ist kein Zufall. TUI setzt alles daran, ein möglichst großes Stück vom FTI-Kuchen abzubekommen, nachdem der große Konkurrent FTI insolvent gegangen ist.
Außerdem hat TUI erkannt, dass Reisebüros und selbstständige Reiseverkäufer ein sehr verlässlicher Vertriebsweg sind, mit zufriedeneren Kunden und margenstärkeren Buchungen als über Online-Kanäle.
Zusätzliche Verdienstmöglichkeiten
Das neue Modell bietet noch weitere Anreize:
- Wachstums-Incentive: Bereits ab 10 Prozent Mehrumsatz im Vergleich zu diesem Geschäftsjahr gibt es eine zusätzliche Leistungsprovision von zwei Prozent auf den Mehrumsatz on top
- TUI Stars: Spezielle Produkte mit bis zu 2 % Zusatzprovision
- Stornoumsatz zählt: Sogar stornierte Buchungen fließen in die Umsatzberechnung ein
Was das für die Branche bedeutet
Diese Bewegung könnte andere Reiseveranstalter unter Druck setzen, ihre eigenen Provisionsmodelle zu überdenken. Wenn TUI erfolgreich kleinere Reisebüros für sich gewinnt, könnten Wettbewerber nachziehen müssen.
Die Botschaft ist klar: „Unser Herz schlägt mehr denn je für den Reisebüro-Vertrieb”, wie TUI-Vertriebsdirektor Peter Wittmann betont. In Zeiten des Online-Booms setzt Deutschlands größter Reiseveranstalter bewusst auf die persönliche Beratung im Reisebüro.
Fazit: Ein Gewinn für alle
Die Senkung der Provisionshürde von 150.000 € auf 80.000 € ist mehr als nur eine Anpassung, es ist ein strategischer Schachzug, der sowohl TUI als auch kleineren Reisebüros zugutekommen könnte. Für Reisebüro-Inhaber bedeutet es weniger Verkaufsdruck bei gleichem Verdienst. Für TUI bedeutet es mehr Partner und potenziell höhere Marktanteile.
In einer Branche, die noch immer von den Corona-Folgen und der FTI-Insolvenz geprägt ist, sendet TUI damit ein starkes Signal: Partnerschaft zahlt sich aus – und zwar schon ab 80.000 €.