Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Katastrophen auslösen. Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk steht vor einem selbst verschuldeten Milliardendesaster und das alles wegen einer vergessenen Zahlung von gerade mal 250 kanadischen Dollar.
💡 Novo Nordisk
… ist ein dänischer Pharmakonzern und einer der weltweit führenden Hersteller von Diabetes-Medikamenten. Das 1923 gegründete Unternehmen beschäftigt heute über 50.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 140 Milliarden Dänischen Kronen (etwa 19 Milliarden €). Bekannt wurde Novo Nordisk vor allem durch Insulin-Präparate, heute sorgen aber auch Medikamente gegen Adipositas wie Ozempic und Wegovy für Rekordgewinne. An der Börse gehört der Konzern zu den wertvollsten europäischen Unternehmen überhaupt.
Die teuerste vergessene Rechnung der Welt
Im Mai 2019 flatterte bei Novo Nordisk ein Brief vom kanadischen Patentamt ins Haus. Der Inhalt: Die jährliche Aufrechterhaltungsgebühr für das Ozempic-Patent war nicht eingegangen. Kein Drama, dachte sich wohl jemand im Konzern, schließlich hatte das Unternehmen noch ein ganzes Jahr Zeit, um die verspätete Zahlung von insgesamt 450 kanadischen Dollar zu begleichen.
Doch diese Rechnung geriet offenbar in Vergessenheit. Das Resultat? Der Patentschutz für Ozempic, das Diabetes- und Abnehmmedikament, das heute zu den wertvollsten Produkten des Konzerns gehört, läuft in Kanada bereits 2026 aus. Viele Jahre früher als geplant.
Vom Nischenpräparat zum Milliardengeschäft
Die Ironie der Geschichte: Als die Zahlung fällig war, hatte Ozempic noch längst nicht den heutigen Blockbuster-Status erreicht. Das Medikament war primär als Diabetes-Behandlung bekannt, der Hype um seine Wirkung als Abnehmspritze sollte erst später entstehen.
💡 Was bedeutet “Blockbuster-Status”?
In der Pharmaindustrie spricht man von einem Blockbuster, wenn ein Medikament einen jährlichen Umsatz von mindestens 1 Milliarde US-Dollar erreicht. Diese Schwelle gilt als Meilenstein für außergewöhnlich erfolgreiche Präparate.
Prominente wie Elon Musk machten das Präparat weltberühmt, Hollywood-Stars schwören darauf, und plötzlich wurde aus dem Nischen-Diabetes-Medikament ein globales Phänomen.
Heute erwirtschaftet Novo Nordisk mit Ozempic weltweit rund 19 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Jahr. Allein in Kanada spült das Medikament 2,5 Milliarden kanadische Dollar in die Kassen des Konzerns. Diese goldene Gans wird nun deutlich früher geschlachtet als geplant.
Generika-Hersteller stehen bereits in den Startlöchern
Der Verlust des Patentschutzes öffnet kanadischen Generikaherstellern Tür und Tor. Mehrere Unternehmen haben bereits Anträge eingereicht, um günstige Ozempic-Nachahmer auf den Markt zu bringen. Für Patienten könnte das eine gute Nachricht sein, denn die Preise dürften deutlich fallen. Für Novo Nordisk bedeutet es hingegen massive Umsatzeinbußen. 👎
Noch schlimmer: Die Auswirkungen könnten sich über Kanadas Grenzen hinaus erstrecken. Der US-Bundesstaat Florida verhandelt bereits mit der Arzneimittelbehörde FDA über ein Importprogramm für kanadische Medikamente. Sollte dieses Programm Realität werden, könnten günstige Ozempic-Generika auch in den USA landen, dem mit Abstand wichtigsten Markt für das Präparat.
Konzern zeigt sich unbeeindruckt
Trotz des drohenden Milliardenverlusts gibt sich Novo Nordisk gelassen. „Alle Entscheidungen zum geistigen Eigentum werden auf globaler Ebene sorgfältig geprüft“, erklärt das Unternehmen. Man spricht von einem „normalen Lebenszyklus“ pharmazeutischer Produkte, als wäre der vorzeitige Patentverlust geplant gewesen. 🙈
Diese Gelassenheit wirkt angesichts der Umstände fast schon surreal. Denn letztlich zeigt dieser Fall, dass selbst Milliarden-Konzerne vor simplen Verwaltungsfehlern nicht gefeit sind.
Eine vergessene Rechnung über 250 Dollar könnte Novo Nordisk nun Umsätze in zweistelliger Milliardenhöhe kosten und das alles hätte mit einer einzigen pünktlichen Überweisung verhindert werden können.
Tipp: Manchmal lohnt es sich doch, die Post zu öffnen und Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen, auch wenn man ein Milliardenkonzern ist.
Quelle: finanzen.net